A- A A+

Raus aus Köln

Auf dem Laufsteg

Sabine Rieck · 24.09.2019

Foto: Tourismusagentur Ostbelgien

Foto: Tourismusagentur Ostbelgien

Die Wolken stehen wie Watte am Himmel, die Sonne strahlt das violette Weidekraut an: Das Hohe Venn verspricht Genüsse für Auge und Seele.

Jeder Wanderschritt hallt auf den Holzstegen dumpf wie ein Trommelschlag. Manche Bretter federn beim Auftritt nach. Die Luft riecht holzig. Mystisch blubbern Sauerstoffblasen in den kleinen Tümpeln. Vielleicht sind es die vielen Sinneseindrücke dieser Moorlandschaft, die Eifeltouristen ins Hohe Venn auf die Holzstege locken.

Violett blühende Heidekräuter

Im Winter präsentiert sich dieser Ort mit seinem Gehölz in kargem Braun. Im Frühjahr wirkt das Venn durch die weißen Wollgräser wie in Federn gehüllt. Im Sommer blühen die Heidekräuter violett und im Herbst strahlt die ganze Landschaft goldgelb. „Vor allem in dieser Jahreszeit ist das Hohe Venn bei Touristen sehr beliebt, weil es sich von den Farben her so toll präsentiert“, bestätigt Eva Klinkhammer, Mitarbeiterin des Monschauer Touristikzentrums. Kleine Spazierrouten von ein bis zwei Stunden, aber auch längere Tageswanderungen starten sowohl auf deutscher als auch auf belgischer Seite. Von Mützenich aus, einem kleinen Monschau zugehörigen Örtchen, lässt sich das Venn barrierefrei erkunden.

Ein zwei Kilometer langer Bohlensteg ermöglicht es hier auch Rollstuhlfahrern, problemlos das Hochmoor zu erkunden. Das Hohe Venn, französisch Hautes Fagnes, ist mit 600 Metern über dem Meeresspiegel das höchste Moorgebiet in Europa. Am hochgelegenen Aussichtspunkt in Botrange in Belgien wurde ein Naturparkzentrum errichtet. Besucher können in der Dauerausstellung „Fania“ eine Menge über das Hohe Venn erfahren. Auch das frühere Forst- und ZollhausTernell in Belgien, direkt an der deutschen Grenze gelegen, beheimatet ein Naturzentrum mit Venn- und Waldmuseum.

Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten

„Das Hohe Venn ist für Besucher deshalb so interessant, weil hier viele seltene Tiere und Pflanzen zu sehen sind“, sagt Christine Kirschfink vom Haus Ternell. „Das Wappentier des Venns, das Birkhuhn, ist hier ebenso zu Hause wie zahlreiche Libellenarten oder die fleischfressende Pflanze Sonnentau.

“Nicht alle Wege im Venn sind öffentlich zugänglich. „Die C-Zonen, das sind besonders geschützte Naturgebiete, können Sie nur mit einem Wanderführer betreten, zum Beispiel vom Haus Ternell“, erklärt Kirschfink. Der Besucher erfährt auf den geführten Wanderungen viel Interessantes, von Schmugglerpfaden im Zweiten Weltkrieg bis hin zu eiszeitlichen Wasserlöchern. Wer sich ins Venn begibt, sollte aus Sicherheitsgründen nie die Stege verlassen und seine Kleidung wohl überlegt auswählen. „Ich empfehle wegen des Insektenvorkommens im Sommer immer lange Kleidung anzuziehen“, rät Eva Klinkhammer. „Außerdem sollte man trittsicher sein, wenn man über die Stege läuft.“ Die können bei starken Regenfällen schnell zur Rutsche werden.

Noch etwas Besonderes im Hohen Venn ist die rote Fahne. Sobald sie gehisst wird, sind wegen unvorhersehbarer Wetterkapriolen oder akuter Brandgefahr die Wanderwege gesperrt. Die Forstdirektion im belgischen Ort Malmedy entscheidet darüber, wann der Zugang verwehrt wird. Denn wenn das Torf zu trocken wird, ist es schnell entzündlich. Nebenbei bemerkt: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Torf deshalb als günstiger Brennstoff genutzt. Mit scharfen Spaten wurde er in Rechtecken abgetragen, getrocknet und gelagert. Dieser Tradition zu Ehren gibt es sogar eine Praline mit dem Namen Vennbrocken in einem Monschauer Café. Viele Geschichten erzählt das Venn. Wer sie entdecken will, muss nur auf den Steg kommen.

Naturparkzentrum Botrangein Waimes (Belgien)

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 9–17 Uhr
an Wochenenden und Feiertagen 10–17 Uhr
Informationen: Tel. (0032) 80 / 44 03 00
www.botrange.be

Umweltzentrum Haus Ternellin Eupen (Belgien)

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10–12 Uhr und 13–17 Uhr
an Wochenenden und Feiertagen 10–17 Uhr
Informationen:Tel. (0032) 87 / 55 23 13
www.ternell.be

Mützenich bei Monschau

Für Individualisten und Spontan-Wanderer: Wanderparkplatz „Im Brand“ im Monschauer Ortsteil Mützenich. Von dort führt ein Wanderweg zu einem Aussichtsturm. Direkt dahinter ist der Einstieg ins Mützenicher Venn ausgeschildert.
www.eifel.info/a-monschau-touristikwww.eifel-barrierefrei.de

 

Tags: Ausflugstipp , Belgien , Wandern

Kategorien: Raus aus Köln