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Aktiv werden

Sehen und gesehen werden

Martina Dammrat, 2019 · 30.11.2024

Foto: DVR

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Früh einsetzende Dämmerung, schlechtes Wetter, blendendes Scheinwerferlicht. Herbst und Winter sind besonders gefährliche Jahreszeiten für Fußgänger im Großstadtverkehr. Lesen Sie, was Sie tun können, um sich zu schützen.

Eine traurige Statistik: Im Jahr 2017 verunglückten auf Kölns Straßen laut Polizei 538 über 65-Jährige, davon 116 als Fußgänger, drei von ihnen tödlich und 37 mit schweren Verletzungen. Die weitaus häufigste Unfallursache mit 60,7 Prozent: das Überqueren der Fahrbahn. Bei vielen Unfällen spielt das eigene Verhalten eine Rolle: etwa dass man die rote Ampel ignoriert, unkonzentriert oder an unübersichtlichen Stellen auf die Fahrbahn tritt.

Wenn mit zunehmendem Alter die Sehstärke, das Hörvermögen und die Reaktionszeit nachlassen, wird es schwieriger, den fließenden Verkehr richtig einzuschätzen und schnell zu reagieren – erst recht mit Rollator oder Gehstock. Daher sollte man, um im Verkehr immer„alle Sinne beieinander“ zu haben, beim Verlassen der Wohnung an Brille und Hörgerät denken. Auch Hektik ist oft ein Auslöser für eine Gefahrensituation. Wer einen kleinen Umweg, etwa zur Ampel, zum Zebrastreifen oder an die gutbeleuchtete Straßenecke, in Kauf nimmt, der hat schon viel für seine Sicherheit getan.

Fußgänger sind im Dunkeln unsichtbar

Aber selbst wenn man alles richtiggemacht hat, kann es sein, dass Fahrrad- und Autofahrer einen nicht oder zu spät sehen. Und wer dann noch in Dämmerung, Dunkelheit, Nebel oder Nieselrege nunterwegs ist, für den wächst die Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden, um das Dreifache. „Autofahrer sehen im Dunkeln schlechter und erleben einen ständigen Wechsel von Hell und Dunkel. Daher wird die schmale Silhouette eines Fußgängers leichter übersehen“, erklärt Stefanie Ritter. Sie arbeitet in der Unfallforschung der Prüfgesellschaft Dekra. Zudem sind Fahrräder und alle motorisierten Fahrzeuge schneller unterwegs als man selbst.

Jeder sollte sich klar machen: Wer an einem Winterabend dunkel gekleidet 25 Meter vor einem Auto eine unbeleuchtete Fahrbahn betritt, ist für einen Autofahrer so gut wie unsichtbar. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometern und einer Reaktionszeit von nur einer Sekunde legt der Wagen weitere 14 Meter zurück, bevor der Fahrer das Bremspedal tritt. Zu spät, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Auch der Kölner Polizeioberrat Andreas Brings warnt: „Wer nach dem Motto‚ Et hätt noch immer jot jejange‘ am Straßenverkehr teilnimmt, setzt seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel. Gerade Senioren sollten sich aktiv um ihre Verkehrssicherheit kümmern.“


Das Licht der Autoscheinwerfer erfassteine Person mit Reflektoren ander Kleidung bereits in einer Entfernungvon 140 Metern. Genug Zeit fürden Autofahrer zu reagieren. Grafik: Sophia Brix

Am besten: helle Kleidung

Eine helle Hose oder Jacke mag schmutzempfindlicher sein. Doch der Autofahrer kann eine hell gekleidete Person immerhin schon in gut 40 bis 50 Metern Entfernung erkennen. Und so geradenoch rechtzeitig stoppen. Doch zwischen leuchtenden Werbetafeln, spiegelnder Fahrbahn und dem Scheinwerferlicht entgegenkommender Wagen, erst recht bei Nässe, Schnee- und Eisglätte verlängern sich Reaktionszeit und Bremsweg. Daher sind Reflektoren, selbstleuchtende Kleidungsstücke und eine Lichtquelle am Rollator die beste Lebensversicherung.

Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, Kleidung mit reflektierenden Elementen auszurüsten. Am einfachsten sind sicherlich Bänder mit Klettverschluss, die man am Arm oder Bein anbringt. Und zwar am besten „bewegungsaktiv“, also am unteren Ärmel oder unten am Bein. Durch die Bewegung sind die Lichtsignale besonders auffällig.

Reflektierende Anhänger können an Kleidung, Rucksäcken, Einkaufstaschen und Gehhilfen nachträglich befestigt oder aufgeklebt werden. Warnwesten– auch in modischen Varianten zu haben – oder Jacken mit eingewebtem lichtreflektierenden Faden sowie selbstleuchtende Westen geben anderen Verkehrsteilnehmern frühzeitig die richtigen Signale.

Reflektoren und im Notfall Lampen

Ergänzen kann man sein Outfit mit allerlei praktischen Dingen. So gibt es etwa reflektierende Handtaschen, Mützen und Schirme mit eingebauter Taschenlampe im Griff. Besonders auffällig sind Schuhe mit Sohlenblitzen oder reflektierenden Streifen. Sie erfasst das Scheinwerferlicht eines Wagens als Erstes. Ein Autofahrer erkennt sofort, dass dort ein Fußgänger unterwegs ist. Dazu Unfallforscherin Ritter: „Hell unten ist wichtiger als hell oben!“

Aber auch Rollatoren und andere Gehhilfen können mit neonfarbenen Bändern, Reflektoren oder einem eigenen Licht ausgestattet werden. Und ein letzter Tipp: Im Notfall sollte man eine Taschenlampe oder das leuchtende Display des Handys schwenken, um an unübersichtlichen und dunklen Stellen auf sich aufmerksam zu machen. Nur nichts tun, das sollte man nicht.

Gut sichtbar in der Dunkelheit

Reflektierendes Zubehör für Gehhilfen und Rollatoren sind in Sanitätshäusern sowie im Fahrrad- und Autozubehörhandel erhältlich. Wer seine Kleidung aufpeppen will, wird in Fahrrad- und Outdoorläden sowie Sportgeschäften fündig.

Zahlreiche Hilfsmittel – nicht nur für Rollstuhlfahrer – listet der Artikel „Sichtbarkeit und Sicherheit im Rollstuhl“ auf, zum Teil mit Links zu Herstellern. Zu finden auf der Webseite

Kennen Sie den KölnerLeben Podcast? Hören Sie den Podcast zum Thema: Mit den Füßen im Verkehr.

Tags: Fußgänger , Verkehrssicherheit

Kategorien: Winter in Köln , Mobilität , Zu Fuß gehen